Viele fragen sich zu Recht, was der Unterschied zwischen einem Hypnosecoach und einem Hypnosetherapeuten ist. Manche sind der Überzeugung, dass beide Begriffe ein und dasselbe bezeichnen. Andere hingegen glauben, dass sich der Unterschied in der Art der Ausbildung und/oder in der Art zu arbeiten begründet. Mit diesem Artikel möchte ich Licht ins Dunkel bringen.

In Deutschland sind die Begriffe „Therapeut“ und „Coach“ nicht rechtlich geschützt. Somit kann sich (unabhängig von Ausbildung und Qualifikation) zunächst einmal jeder als Therapeut oder Coach bezeichnen. Ausgenommen sind die Bezeichnungen einiger Heil- und Gesundheitsfachberufe, die aufgrund einer staatlichen Zulassung gesetzlich geschützt sind. Dazu zählen Ärzt:innen, Heilpraktiker:innen, Psychotherapeut:innen und Physiotherapeut:innen. Bezeichnet man sich selbst als solcher, ohne die erforderliche Ausbildung und Zulassung zu haben, begeht man nach § 132a des Strafgesetzbuchs eine Straftat und muss mit schwerwiegenden rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Halten wir also fest: Die Bezeichnungen Therapeut:in und Coach (und damit auch Hypnosetherapeut:in und Hypnosecoach) zählen in Deutschland nicht zu den staatlich geregelten Berufen und sind rechtlich nicht geschützt. Somit können sie zunächst einmal von jedem verwendet werden.

Warum man dennoch vorsichtig sein sollte, sich selbst als Therapeut:in zu bezeichnen

Auch wenn der Begriff des Therapeuten (mit oben genannten Einschränkungen) rechtlich nicht geschützt ist, sollte man bei der Verwendung des Begriffes dennoch einen weiteren wichtigen Punkt beachten. Bezeichnet man sich selbst als Therapeut:in, erweckt das für Patient:innen und Außenstehende den Eindruck, dass man (unter anderem auch) Krankheiten behandelt. Um Krankheiten oder Störungen bei einem Patienten diagnostizieren und behandeln zu dürfen, bedarf es in Deutschland jedoch einer staatlichen Heilerlaubnis. Diese erhalten in Deutschland nur folgende Berufsgruppen:

  • Ärzt:innen: Ärzt:innen sind medizinische Fachkräfte mit einem Hochschulstudium in Medizin. Sie sind berechtigt, Diagnosen zu stellen, Krankheiten zu behandeln und Medikamente zu verschreiben.
  • Psychologische Psychotherapeut:innen: Psychologische Psychotherapeut:innen sind ebenfalls Hochschulabsolvent:innen mit einer zusätzlichen praktischen Ausbildung in Psychotherapie. Sie dürfen psychische Erkrankungen behandeln und Psychotherapie anbieten.
  • Heilpraktiker:innen und Heilpraktiker:innen für Psychotherapie: Heilpraktiker:innen und Heilpraktiker:innen für Psychotherapie haben in Deutschland eine staatliche Zulassung und dürfen bestimmte Diagnosen stellen und Behandlungen durchführen.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Krankheiten nur von Personen mit Heilerlaubnis diagnostiziert und behandelt werden dürfen und der Begriff des Therapeuten zumindest nahelegt, dass man (unter anderem auch) Krankheiten behandelt, empfehle ich, wie es gängige Praxis ist, sich selbst nur dann als Hypnosetherapeut:in zu bezeichnen, wenn man tatsächlich auch eine Heilerlaubnis besitzt. In diesem Falle ist man auf der sicheren Seite. Anderenfalls könnte einem möglicherweise unterstellt werden, dass man illegal Heilbehandlungen durchführt.

Anmerkung: Nach meiner Kenntnis gibt es bisher kein Grundsatzurteil, das es Personen ohne Heilerlaubnis explizit verbietet oder erlaubt sich als Therapeut:in zu bezeichnen. Ich persönlich würde es jedoch nicht auf einen Rechtsstreit ankommen lassen, den man unter Umständen verliert.

Was unterscheidet nun den Hypnosetherapeuten vom Hypnosecoach?

Auch wenn es, wie oben beschrieben, nach meinem Wissen bisher keine klare gesetzliche Regelung dazu gibt, besitzen Hypnosetherapeut:innen im Gegensatz zu Hypnosecoaches üblicherweise eine Heilerlaubnis. Hypnosetherapeut:innen sind also Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Heilpraktiker:innen oder Heilpraktiker:innen für Psychotherapie, die Hypnose als (weiteres) Instrument bei ihren Behandlungen einsetzen. Die Hypnose wird dabei zur Linderung oder Heilung von Leiden eingesetzt, denen ein Krankheitswert beigemessen wird. Beispielhaft seien hier Angststörungen, Depression, die Traumatherapie und die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung genannt.

Hypnosecoaches hingegen arbeiten mit Menschen, die sich Unterstützung in einer Konflikt- oder Krisensituation, eine Verhaltensveränderung, Orientierungshilfen (z. B. vor wichtigen Entscheidungen) oder Hilfe bei der Verarbeitung von emotionalen Verletzungen wünschen. Wichtig hierbei ist, dass die Themen, bei denen Hypnosecoaches unterstützen, nicht nach der sog. ICD-10 als Krankheit definiert sein dürfen.

Was ist die sog. ICD-10 und welche Bedeutung hat sie für die Unterscheidung von Hypnosetherapeut:innen und Hypnosecoaches?

Es gibt ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für Krankheiten (medizinische Diagnosen). Dieses ist die sogenannte ICD-10. ICD steht dabei für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (zu Deutsch: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). Die Zahl 10 steht für die zehnte Revision. Erstellt wurde die Klassifikationsliste von der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Nach der sog. ICD-10 werden alle möglichen Krankheiten und Störungen klassifiziert. Krankheiten und Störungen, die nach der sog. ICD-10 klassifiziert werden können, dürfen nur von Personen mit Heilerlaubnis behandelt werden. Dies ist also das Tätigkeitsfeld der Hypnosetherapeut:innen. Hypnosecoaches hingegen unterstützen ihre Klient:innen bei allen Themen, die keinen Krankheitswert haben. Welche Themen das sein können, findest du weiter unten.

Darf der Hypnosecoach gar nicht tätig werden, sobald eine psychische oder körperliche Störung (nach ICD-10 klassifizierbare Krankheit) vorliegt?

Doch. Der Coach darf auch Menschen unterstützen und begleiten, die an einer psychischen und/oder körperlichen Erkrankung leiden. Wichtig ist jedoch, dass die Unterstützung keine Heilbehandlung ersetzen und auch nicht darauf ausgelegt sein darf, die Störung bzw. Erkrankung selbst zu behandeln. In den Fällen, in denen sich ein Patient parallel durch einen Hypnosecoach unterstützen lässt, sollte der behandelnde Therapeut darüber in Kenntnis sein.

Inwieweit unterscheiden sich die Arbeitsweisen eines Hypnosetherapeuten von denen eines Hypnosecoaches?

Die Arbeitsweise des Hypnosetherapeuten unterscheidet sich nicht wesentlich von denen eines Hypnosecoaches. Beide setzen die Hypnose als Instrument ein, um ihre Patient:innen bzw. Klient:innen zu unterstützen.

Inwieweit unterscheiden sich die Hypnoseausbildungen eines Hypnosetherapeuten von denen eines Hypnosecoaches?

Die meisten Hypnoseausbildungen werden von Teilnehmer:innen mit und ohne Heilerlaubnis besucht. Viele Hypnosetherapeut:innen und Hypnosecoaches haben daher die gleichen Kurse belegt und sind in Bezug auf die Hypnosekenntnisse gleich qualifiziert.

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass es auch spezielle Hypnoseseminare gibt, die ausschließlich Psychotherapeut:innen und Ärzt:innen vorbehalten sind. Diese Kurse ermöglichen es den entsprechenden Teilnehmer:innen anschließend, Hypnosebehandlungen gegenüber der Krankenkasse als Entspannungsverfahren abzurechnen.

Sind Hypnosetherapeut:innen die besseren Hypnotiseure?

Wie oben dargelegt haben Hypnosecoaches und Hypnotherapeut:innen oftmals die gleichen Kurse belegt. Die Unterscheidung liegt in der Zielsetzung und in der Kundschaft, nicht in den Hypnosefähigkeiten.

Bei welchen Themen kann ein Hypnosecoach helfen?

Die Einsatzmöglichkeiten der Hypnose im Coaching sind sehr vielfältig. Beispielhaft hier eine Auswahl:

  • Stressreduktion und Entspannung
  • Hilfe bei der Verarbeitung von emotionalen Verletzungen
  • Steigerung des Selbstbildes und der Selbstakzeptanz
  • Steigerung von Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein
  • Bewältigung von Verlusten und Schicksalsschlägen
  • Unterstützung in einer Konflikt- oder Krisensituation
  • Verbesserung der Selbstkontrolle und der Impulskontrolle
  • Stimmungsschwankungen
  • Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
  • Verhaltensveränderung
  • Verbesserung der Konzentration und Gedächtnisleistung
  • Reduzierung von Prüfungsangst
  • Verbesserung der Kreativität und Inspiration
  • Steigerung der schulischen und beruflichen Leistungsfähigkeit
  • Verbesserung der Fähigkeit, Ziele zu setzen und zu erreichen
  • Überwindung von Prokrastination und Selbstsabotage
  • Orientierungshilfen (z. B. vor wichtigen Entscheidungen)
  • (nicht krankhafte) Schlafstörungen und Schlaflosigkeit
  • Mentaltraining
  • Verbesserung der sportlichen Leistung/Performancesteigerung im Leistungssport
  • Unterstützung von Selbständigen und Führungskräften
  • Raucherentwöhnung
  • Gewichtsreduktion/Gewichtsmanagement
  • Geburtsvorbereitung (Hypno-Birthing)
  • Spirituelle Hypnose
  • Rückführungen

Bei welchen Themen kann ein Hypnosetherapeut helfen?

Ein Hypnosetherapeut kann zusätzlich zu den oben aufgeführten Themen auch bei Problemen helfen, die nach der ICD-10 als Krankheit eingestuft werden. Beispielhaft seien hier folgende mögliche Einsatzgebiete erwähnt:

  • Sozialphobie und andere soziale Ängste
  • Depression
  • Ängste und Phobien
  • Zwangsstörungen
  • Suchterkrankungen
  • Akute und chronische Schmerzen
  • Krankhafte Essstörungen
  • Traumatherapie (körperliche, psychische und sexuelle bzw. sexualisierte Gewalt)
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Psychosomatische Erkrankungen
  • Burn-out
  • Bore-out
  • Hauterkrankungen wie Ekzeme und Psoriasis
  • Heuschnupfen und andere Allergien
  • Reizdarmsyndrom und andere Magen-Darm-Probleme
  • Sexualstörungen

Zusammenfassung: Was unterschiedet Hypnosetherapeut:innen von Hypnosecoaches?

In Deutschland sind die Bezeichnungen „Therapeut:in“ und „Coach“ nicht rechtlich geschützt, was bedeutet, dass zunächst einmal jeder diese Begriffe verwenden kann. Die Ausnahme bilden bestimmte Berufsbezeichnungen, die aufgrund einer staatlichen Zulassung gesetzlich geschützt sind. Dazu zählen Ärzt:innen, Heilpraktiker:innen, Psychotherapeut:innen und Physiotherapeut:innen. Wer sich selbst als Therapeut:in bezeichnet, sollte sich aber bewusst sein, dass die Begrifflichkeit nahelegt, dass man auch Krankheiten behandelt. Das jedoch ist in Deutschland nur Personen mit Heilerlaubnis (also Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Heilpraktiker:innen und Heilpraktiker:innen für Psychotherapie) erlaubt.

Daher ist es gängige Praxis, dass sich Personen ohne Heilerlaubnis als Hypnosecoach und Personen mit Heilerlaubnis als Hypnosetherapeut:in bezeichnen. Beide Gruppen wenden mitunter die gleichen Hypnosetechniken an und haben unter Umständen die gleichen Ausbildungskurse besucht.

Ich hoffe, dieser Blogartikel konnte dir Klarheit über die wesentlichen Unterschiede zwischen einem Hypnosetherapeuten und einem Hypnosecoach verschaffen. Solltest du selbst mit dem Gedanken spielen die Hypnose zu erlernen, schau doch mal auf meiner Ausbildungsseite vorbei. Ich würde mich sehr freuen, dich in einer meiner nächsten Seminare als Teilnehmer:in begrüßen zu dürfen.

Alles Liebe
Carsten